artikelkopie ©wochenanzeiger 05.03.2008


Pasing · „Kampf gegen Windmühlen“

Verödung Pasings befürchtet: Interessengemeinschaft klagt

„Jede Entwicklungsmaßnahme hat eine Gültigkeit für die nächsten 50 Jahre und mehr“, meint Stadtrat Thomas Schmatz. Er bemängelt die undurchsichtige Vorgehensweise der Stadt bei der Planung entlang der Pasinger Bahngleise und unterstützt die Interessengemeinschaft Pasing und die Musterklage der Fa. Danzeisen gegen den Bebauungsplan der Stadt München.

Thomas Danzeisen erklärt dazu: „Wir haben uns als Interessengemeinschaft von 14 Pasinger Geschäftsleuten und einer Reihe kleinerer Ladeninhaber und Dienstleistern zusammengeschlossen, um unsere Betroffenheit auszudrücken.“ Für ihn wie für seine Mitstreiter habe der Bauprozess in Pasing den Anschein, als würde auf die alt eingesessenen Pasinger keinen Wert gelegt. „Unsere Meinung spielte während des Planungsverfahrens keine Rolle. Wir sind nicht mal angehört worden.“ Das Verkehrs- und Parkplatzkonzept der Stadt München sei ausschließlich auf die Pasinger Arkaden zugeschnitten und würde den Pasinger Geschäften schwer zu schaffen machen. „Ich habe mich deshalb zur Musterklage entschlossen. Das ist das Bisschen, was ich machen kann. Ich probiere einen kleinen Kampf gegen die großen Windmühlen“, so Danzeisen. Stadtrat Thomas Schmatz unterstützt die Interessengemeinschaft Pasing: „Wir fürchten die Verödung Pasings und sehen den Bestand des Einzelhandels hier massiv gefährdet. Und das hätte auch die drastische Verringerung der Arbeitsplätze zur Folge.“ Im Vorfeld des Normenkontrollantrags hat er mit vielen Betroffenen gesprochen und gibt zu bedenken: „Unsere Botschaft lautet: Jede Entwicklungsmaßnahme hat eine Gültigkeit für die nächsten 50 Jahre und mehr.“ Laut Schmatz sollte die Stadt daher gegensteuernde Maßnahmen ergeifen, bevor es zu spät ist. Sonst gehe ein großes Stück Pasinger Vielfalt verloren. Rechtsanwalt Florian Besold vertritt die Klägerpartei und erklärt zur Verfahrensaufnahme: „Wir greifen zu dem Rechtsmittel der Normenkontrolle. Der Bebauungsplan ist eine Norm. Daher ist die Normenkontrolle das adäquate Rechtsmittel.“ Entgegen der in mehreren Gremien, wie zum Beispiel im Bezirksausschuss oder im Fachgutachten Einzelhandel, Bulwien und Partner GmbH, vertretenen Ansichten, trage der aktuelle Bebauungsplan nicht zur Stärkung des Pasinger Zentrums bei, sagt Besold. „Alle Vorgaben, die sich die Stadt selber gestellt hat, sehen wir mit dem Bebauungsplan konterkariert. Wir erkennen nicht die versprochene, gegenseitige Befruchtung des Einkaufszentrums Pasinger Arkaden mit dem bestehenden Einzelhandel.“ In Parkplatzentwicklungen, Tram-Konzept und weiteren infrastrukturellen Planungen bleibe die Pasinger Ortsmitte völlig außen vor. „Unser Hauptangriffspunkt ist, dass die verkehrskonzeptionelle und städtebauliche Stärkung Pasings ausbleibt und gar nicht Teil des streitgegenständlichen Bebauungsplanes ist. Ganz entgegen des durch die Stadt eingeholten Gutachtens.“ Der Arkaden-Bau durch den Bauherrn mfi Ag aus Essen geht unterdessen wie geplant voran. Mfi-Pressemitarbeiter Olaf Plotke verweist auf die Deutschland weit schon errichteten Gebäude ähnlichen Charakters, die sich alle in das jeweilige Stadtbild einpassen würden. „Über zukünftige Händler, die in den Arkaden platziert werden, können wir noch nichts Endgültiges sagen. Die Verhandlungen dazu laufen noch“, erklärt Plotke.
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