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Artikelkopie ©merkur vom 11.02.2013

Foto: Copright Haag
Foto: Copright Haag

"Dauerbaustellen so leiden die Geschäftsleute"

München - Harte Zeiten für Geschäftsleute im Pasinger Zentrum: Wegen der Bauarbeiten zur Verlängerung der Tramlinie 19 müssen einige Läden drastische Umsatzeinbußen hinnehmen. Jetzt wandert die Baustelle weiter, doch der Ärger bleibt.

Langsam geht ein Aufatmen durch die Pasinger Gleichmannstraße. Die Fernwärmeleitungen sind unter der Erde, die Trambahnschienen verlegt - über zwei Jahre Bauarbeiten sind überstanden. Eine harte Zeit für die Geschäftsleute, die für einige existenzbedrohend war.

 

„Für uns war es am schlimmsten, als man die Straße nicht mehr überqueren konnte“, berichtet die Apothekerin Stefanie Igl-Obermüller. Patienten aus den direkt gegenüberliegenden Arztpraxen kamen nicht mehr in die Apotheke, der Umsatz brach schmerzlich ein. 60 Prozent weniger, rechnet Igl-Obermüller vor, waren das in der schlimmsten Zeit von Mai bis Oktober. „Wir waren wie abgeriegelt.“

Inzwischen sind die Bauzäune wieder verschwunden, die Situation bessert sich allmählich. Doch: „Wie früher wird es nicht mehr“, fürchtet Apothekerin Igl-Obermüller. Denn es mangelt an Laufkundschaft.

Parkplatznot: "Viele Stammkunden kommen nicht mehr"

Als die Bushaltestellen noch in der Gleichmannstraße lagen, war hier mehr los. Jetzt konzentriert sich alles auf den Bahnhofsvorplatz. Wegen der Verlegung der Straßenbahnhaltestelle fehlen in Zukunft außerdem auch die Tram-Fahrgäste, die bis vor kurzem noch durch die Gleichmannstraße zum Bahnhof liefen. Ab Dezember 2013 rauschen sie in der Tram durch bis in die Kaflerstraße, derzeit fährt auf der Strecke bereits ein Bus.

Heiner Meilhaus, der hier ein alteingesessenes Elektro-Geschäft führt, ist unsicher, was die Zukunft bringt. Bald eröffnet ein großer Elektro-Fachmarkt in den Pasing-Arcaden. Wird er eine Konkurrenz für das kleine Geschäft?

Arabella Neumeyer von „Cha-Cha’s Dress“, seit 22 Jahren an der Gleichmannstraße ansässig, sieht die Arcaden nicht als Bedrohung. Trotzdem ist sie nach wie vor unzufrieden mit der Situation in ihrer Straße. Die Baustellen sind zwar weg, die Parkplätze aber auch. „Ich habe viele Stammkunden, die nicht mehr herkommen, weil sie hier nicht mehr parken können“, berichtet Arabella Neumeyer. Vor allem ältere Kunden würden den Weg vom Arcaden-Parkhaus zu ihrem Modeladen nicht schaffen, meint sie.

„Gähnende Leere“ im Laden seit Beginn der Bauarbeiten

Doch es gibt nicht nur Missmut an der Straße. „Viele Geschäftsleute atmen jetzt auf und blicken positiv in die Zukunft,“ berichtet Stadtteilmanager Christian Bitter. „Wenn im Frühjahr die Bäume gesetzt sind, schaut das Straßenbild gleich freundlicher aus.“ Künftig würden viele Menschen die neuen Freischankflächen auf den Gehwegen nutzen, da ist sich Bitter sicher.

Eine Straße weiter verdüstert sich die Stimmung unterdessen. Denn: Der Bäckerstraße blüht heuer, was die Gleichmannstraße schon hinter sich hat. Die Verlegung der Tramgleise steht an - und damit Baustellen satt. „Gähnende Leere“ herrsche seit Beginn der Bauarbeiten in ihrem Laden, klagt Tavita Malkoc, Filialleiterin der „Inntaler Trachtenwelt“. Schuld seien die fehlenden Parkmöglichkeiten, vermutet sie. Die Folge: „Die Stammkunden bleiben fern“, sagt Malkoc.

Im benachbarten Schuh-Geschäft ist die Situation ähnlich. „Die älteren Leute kommen nicht mehr vorbei“, sagt die Senior-Chefin. „Die sind ängstlich wegen der Baustellen.“

Lotto-Toto-Annahmestellen-Besitzer fürchten um Existenz

Hart getroffen hat es auch die Lotto-Toto-Annahmestelle von Karl und Jutta Mensing. Sie liegt auf der Südseite der Landsberger Straße, direkt gegenüber der Einmündung zur Gleichmannstraße. Eigentlich eine gute Lage direkt an der Fußgänger-Ampel. Doch genau dieser Übergang ist jetzt wegen Bauarbeiten gesperrt. Um über die Straße zu gelangen, muss man weite Umwege in Kauf nehmen. Das machen die wenigsten Kunden. Die Mensings fürchten um ihre Existenz, so groß seien ihre Umsatzeinbußen.

„Die fehlende Erreichbarkeit ist natürlich ein Problem“, bestätigt Stadtteilmanager Bitter. „Momentan soll das bis April so bleiben. Dann wandert die Baustelle nach Westen“, erklärt er. „Wir versuchen aber, vorher etwas an dem Übergang zu machen.“ Die Politik, das Baureferat, die Stadtwerke: „Alle sind dran, eine Verbesserung zu schaffen.“ Doch im Grunde ist eines klar: In Pasing wandert die Stimmungslage mit den Baustellen.

von Nicole König

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