artikelkopie ©merkur vom 14.03.2011


Pasings altes Zentrum vor dem Umbruch

München - Mit den „Pasing Arcaden“ eröffnet am Dienstag das fünfte große Einkaufszentrum Münchens. Der Betreiber erwartet am ersten Tag 50 000 Kunden. Doch der gewaltige Wandel Pasings, der sich bis 2014 hinzieht, stößt auch auf Skepsis. Einige Einzelhändler im alten Zentrum des Stadtteils bangen um ihre Läden.

 

Um punkt 8 Uhr ist es am Dienstag soweit: Dann strömen die ersten Kunden in das 270 Meter lange weiße Riesengebäude der „Pasing Arcaden“. „Wir rechnen mit 50 000 Besuchern am ersten Tag“, sagt Lars Jähnichen, Projektleiter des Einkaufszentrums, das die Essener Management für Immobilien AG (mfi) betreibt. Eine halbe Million Menschen aus dem Münchner Westen und den angrenzenden Landkreisen sieht die mfi als potenzielle Kunden für die Ladenmeile mit 90 Geschäften und Cafés.

 

Kunden, die auch Adrian Schneider gerne wenige hundert Meter weiter an seinem Obst- und Gemüsestandl an der Gleichmannstraße gesehen hätte. Doch der Pasinger musste Ende 2010 aufgeben. „Ich konnte nicht mehr davon leben“, sagt er. Die gewaltigen Veränderungen im Pasinger Zentrum hätten ihn die Existenz gekostet, sagt Schneider, der heute bei einem Händler in der Großmarkthalle arbeitet. Die Fernwärmebaustelle 2010, die Großbaustelle der Nordumgehung Pasing - Schneiders Kunden blieben weg.

 

Im Herbst 2011 sollen nun auch die Arbeiten für die Verlängerung der Tramlinie 19 zum Pasinger Bahnhof beginnen. „Da sehen viele Geschäftsleute mehr als dunkelfinster“, berichtet Schneider. Er war Sprecher der Initiative „Einkaufsstadt Pasing“, in der sich beunruhigte Kaufleute zusammenschlossen. Noch immer hat er regen Kontakt mit ihnen. Zuletzt hätten viele alteingesessene Händler an der Gleichmann- und Bäckerstraße Umsatzeinbußen von 30 bis 50 Prozent hinnehmen müssen, berichtet Schneider. Von rückläufigem Geschäft spricht auch Heiner Meilhaus, der den Laden „Elektro Meilhaus“ an der Gleichmannstraße 11 führt. „Ich sehe mit großer Sorge der Straßenbahn-Baustelle entgegen“, sagt er. Dass das große Einkaufszentrum nun mehr Kunden in den Stadtteil locke, sieht der Geschäftsmann naturgemäß positiv. Doch er fürchtet die Fertigstellung des zweiten Arcaden-Teils 2013. „Wenn dort ein großer Elektromarkt einzieht, sieht es für uns zappenduster aus.“

 

Optimistischer sieht das der Stadtteilmanager Christian Bitter, dessen Aufgabe es ist, den strukturellen Wandel Pasings zu begleiten. „Leerstand heißt ja nicht, dass die Geschäfte jahrelang leer bleiben“, sagt er. Für alle Läden gebe es Interessenten - die Mieten seien angesichts der Baustellenpläne angepasst. Den Unmut einiger Händler versteht Bitter: „Die Baustellenphase wird hart.“ Doch wenn das alte Pasinger Zentrum 2014 mit Fußwegen, Plätzen und Passagen aufgewertet sei, seien die Bedingungen auch für die alteingesessenen Händler hervorragend. „Optimal wäre gewesen, wenn das schon zur Eröffnung der Arcaden passiert wäre“, räumt Bitter ein. Nach den Bauarbeiten aber werde Pasing „ein hochattraktiver Stadtteil sein“, in dem sich großes Center und kleinteiliger Einzelhandel nebeneinander behaupten könnten.

Dass das Miteinander funktionieren kann, glaubt auch Jähnichen vom Arcaden-Betreiber mfi. Das Einkaufszentrum sei „eine gute Ergänzung zu dem, was es im Pasinger Zentrum bereits gibt“. Natürlich werde es in den ersten ein, zwei Jahren „etwas schwieriger“ für den Pasinger Einzelhandel. „Aber gute Konzepte werden sich durchsetzen.“

Caroline Wörmann

ONLINEARTIKEL