artikelkopie ©wochenanzeiger vom 16.04.2013


"Willkür ohnegleichen"

Pasinger Einzelhändler protestieren gegen Verkehrsregelung im Pasinger Zentrum

 

 

Nach dem Taxler-Protest laufen nun die Pasinger Einzelhändler Sturm gegen den Baustellenwirrwarr. Grund ist die mehr als unbefriedigende Verkehrslösung in der Spiegelstraße und Am Schützeneck. „Unsere Kunden haben nur noch eine einzige Möglichkeit, per Auto zu unseren Geschäften zu kommen“, schimpfte Dieter Jansen vom Schreibpavillon während des zweiten Baustellenspaziergangs von Politikern und Stadtverantwortlichen mit interessierten Bürgern.

„Nur über die Landsberger- und weiter über die Bachbauernstraße kann man zurzeit in die Spiegelstraße fahren. Fährt man zu weit, ist man über die Gleichmannstraße gleich wieder aus dem Zentrum raus und dreht die Runde von Neuem.“ „Ich kann meinen Gästen kaum begreiflich machen, wie sie im Pasinger Labyrinth zu unserem Hotel finden“, ergänzte Fritz Schön vom Gasthof „Zur Post“. „Auf Beschwerden bei der Stadt bekommen wir keine Antwort. Die Baustellen kommen auch kaum voran. Wenn wir so arbeiten würden, hätten wir schon lange dicht machen können.“

Baustellenschild: ja, Bauarbeiten: nein

Seit einer Woche ist diese Verkehrsführung nun gültig. „Der Witz ist, dass hier zwar die Schilder stehen, aber ich sehe einfach keinen arbeiten. Das ist Willkür ohnegleichen!“, beschwerte sich Herrenausstatter Florian Boniberger aus der Spiegelstraße. „Wir wollen jetzt endlich mal erfahren, was hier eigentlich alles geplant ist. So kann das nicht weitergehen.“

„Unser Schwerpunkt ist die Verkehrssicherheit“, erklärte Peter Geck, Verkehrssicherheitsbeauftragter beim KVR, „und die sehe ich hier nicht gefährdet.“ Er hatte vor zwei Monaten die Baustellenspaziergänge initiiert, um sich vor Ort ein besseres Bild machen zu können und im Gespräch zu bleiben mit Lokalpolitikern und Verantwortlichen. Ein nobles Ziel, doch leider brennen den Pasingern zu viele Probleme unter den Nägeln. Bei Baustellenbegehungen kommen daher auch sämtliche Fragen zur Sprache und nicht nur die, für die Geck die Verantwortung trägt.

Notstand für Pasinger Geschäfte

Den aufgebrachten Einzelhändlern kann er deswegen auch keine befriedigende Antwort geben. „Hier ist und bleibt jedes Geschäft erschlossen. Doch kann man sicher nicht zu jedem Geschäft mit dem Auto fahren, das ist auch weder nötig noch sinnvoll.“ Nach seiner Erkenntnis hätten alle eingerichteten Baustellen ihren Sinn.

Stadtwerke-Projektleiter Alfred Lechner konnte mehr Licht ins Dunkel bringen. „Wir als Stadtwerke verlegen die Tramgleise, die Stadt kümmert sich um Gehwege. Im Prinzip haben wir so etwas wie eine ARGE. In der Spiegelstraße und Am Schützeneck werden momentan die neuen Einfahrtstrompeten eingerichtet. Außerdem wird die Spiegelstraße komplett neu gemacht.“ Man arbeite mit Nachdruck. „Diesen Riesenumbau des Stadtviertels in der Rekordzeit zu schaffen, bringt einfach viele Probleme. Davor haben wir gewarnt. Das ist aber eine Entscheidung der Stadtspitze gewesen. Nun müssen wir damit fertig werden.“

„Ende dieses Jahres ist´s rum“

„Das große Problem ist“, entgegnete Jansen, „dass die Stadt die Entscheidungen trägt, und wir müssen sie bezahlen.“ Joseph Seybold von der IHK München riet den Einzelhändlern, ihre Probleme schneller zur Sprache zu bringen. „Man muss sich keinesfalls in die Situation fügen“, betonte er. „Die Stadtwerke und das Baureferat sollten die Baufirmen schleunigst am Schopfe packen. Dieser Notstand ist nicht hinnehmbar.“

Klare Worte gab es auch von BA-Vorsitzendem Christian Müller. „Die Baustellensituation dauert noch bis Ende des Jahres. Dann ist´s rum. Wir müssen gemeinsam sehen, wie wir die Zeit bis dahin gut überstehen.“ Es sei alles keinesfalls eine verkaufsfördernde Einrichtung und auch kein Vergnügungspark. „Bei Problemen bitte sofort melden und nicht erst eine Woche verstreichen lassen.“

Jetzt sollten sich vor allem die Geschäfte in der Gleichmannstraße den öffentlichen Raum erobern und nicht auf Parkplätze drängen. „Dies soll eine Fußgängerzone werden, kein Riesenparkplatz. Sonst ist das Pasinger Zentrum auch später ohne Eigenleben und immer das Anhängsel von den Arcaden. Und genau das will ja keiner.“

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